Alice Springs und Umgebung

Nach unserer Simpson durchquerung haben wir uns mit Brian und Regina in Alice Springs getroffen. Wir haben ein paar wunderschöne Tage und Nächte unter Sternen verbracht. Eigentlich haben Raquel und ich gedacht, wir kennen viele schöne Plätze um Alice herum zum Campieren im Bush. Aber Regina und Brian haben uns wieder einmal gezeigt, dass Alice immer wieder schöne neue Plätze bereit hält. Einfach etwas heraus aus Alice fahren und schon ist man mitten im Bush.

 

Nach diesen Tagen geht es nun weiter Richtung Westen. Wir dürfen Bruce und Tash auf einem Busch Mechniker Trip begleiten. Das bedeutet, es geht in die  Communities um dort die Fahrzeuge der Betreuer instandzuhalten: Serviceleistungen und allerhand Reparaturen an den Fahrzeugen in einer "improvisierten" Werkstatt. Wir fahren ein paar Tage früher los, da es doch ein paar schöne Sachen unterwegs zu betrachten gibt. Bruce und Tash fahren die Strecke in einem Tag, wir brauchen 4 Tage!!!  :-)

 

 
Simpson, die dritte Auflage.

 

Wir haben es geschafft! Nach zwei «gescheiterten» Versuchen die Wüste «Simpson» zu durchqueren., hat es bei dem dritten Versuch funktioniert. Bei den Versuchen davor, hatte uns immer das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Entweder war die Düne «Big Red» von einem See umgeben, oder die Salzlake hatten sich mit Wasser gefüllt. Nun sitze ich am westlichen Ende der Simpson, auf dem Weg zur Old Andado Route, Richtung Alice Springs. Es sind noch viele KM bis nach Alice, unser Turtle braucht dringend einen Service, den hat es sich verdient. Zeit die Simpson zu verarbeiten:

Die «Big Red» war der Eintritt zur Wüste, leicht nervös von den Geschichten, die diese Düne geschrieben hatte, bin ich zuerst zu Fuss hoch. 40 m Sand die Düne hoch, der richtige Morgensport. Ahhh, herrliche Aussicht, Düne an Düne bis zum Horizont. Man spricht von «tausend» Dünen. Jetzt aber sollen Taten folgen, hinunter durch den Sand gesurft und Gaaaaaaaaaas. War eigentlich gar nicht so fordernd, aber war da nicht die Düne danach das Problem? Sofort versuchen, wer schon mal einen Toyota Troopy fahren durfte kann mich am besten verstehen. Die Kraft an den Rädern, das Knirschen im Sand, den V8 Sound in den Ohren, man hat das Gefühl nichts kann einem stoppen. So war es auch. Düne um Düne. Es fühlt sich zusammen genommen folgendermassen an: Düne hoch, Düne runter, beim runter gleiten immer die linke und die rechte Arschbacke belasten, den es wippt ganz schön in den Sandlöchern. Muskeltraining für den Ar…… 😊. Man könnte jetzt meinen, ach wie öde. Aber nein, die Farben auf den Dünen, die Spuren der Tiere, die Wüste lebt! Am Abend ein herrliches Lagerfeuer unter der herrlichsten Milchstrasse die ich kenne. Die absolute Ruhe herrscht in der Nacht in der Wüste. Wer braucht da einen Fernseher? Das Essen ist besser, das selbstgemachte Brot ist unglaublich und jedes Lagereuer das wärme gibt ist Gold wert. Ich erlebe alles viel intensiver in der Simpson. Hier fühle ich mich «Zuhause». Habt Ihr Gelegenheit, so besucht diesen Ort. Es lohnt sich.

 Trifft man nach ein paar Tagen andere Menschen die etwas schwatzen möchten hört sich das so an:

Auto A: Wan seid Ihr gestartet?

Auto B: Vorgestern, hm oder doch eher Vorvorgestern. Welcher Tag ist den Heute?

Auto A: Es ist doch ähh, keine Ahnung.

Auto B: Wo habt Ihr den übernachtet.

Auto A: Hm da hinten bei der Düne. (😊) Und Ihr?

Auto B: Ach wir waren da hinten bei der Düne.

Dan fährt man weiter. Düne Hoch, Düne Runter, Arschbacken Training. Zeitlos.

 

Es ist das reinste Mantra.

Plötzlich steht da ein Auto auf der Düne. Hmmm, Anfage per Funk was abgeht. Keine Antwort. Um das Auto hat es Bewegung. Ups, da ist wer am Schaufeln. Also hinfahren und gucken was geht. Wir können mit der «Wintch» helfen. Hey, und siehe da, das Paar kommt aus Sissach in der Schweiz. Also ist ein netter Abend schon angekündigt. Rolf hat uns gezeigt wie man einen warmen Hintern in der Wüste bekommt. Holzkohle unter den Stuhl. Wie logisch. Herzlichen Dank Rolf und Angi, das ist herrlich jetzt am Abend am Feuer zu sitzen. 😊

Angi und Rolf: ihr Blog, falls jemand noch mehr Lust zum träumen hat: rolfundangi-australien2018.ch

Das sind nur ein paar Geschichten, die die Simpson schreibt. Für mich einfach unglaublich wie herrlich einfach, und doch «luxuriös» man in einer Wüste reisen kann.

 Regen - ja oder nein?

 immer wieder heimliche Beobachter:

 Der Weg ist das Ziel

Simpson, wir kommen wieder!

 
Simpson desert

Nach Innamincka sind wir Richtung Birdsville gefahren. Birdsville ist die einzige Stadt, wo man noch Benzin bekommt bevor man von Osten her in die Simpson Wüste fahren kann. Diese Wüste besteht aus einer Unmenge an parallel verlaufenden Sanddünen. Im Westen bestehen die Dünen aus einem intensiv roten Sand, vom dem man sich einfach nicht sattsehen kann, vorallem zusammen mit dem Kontrast des blauen Himmels und der ab und zu grün schimmernden kargen Vegetation. Birdsville hat den typischen Charme einer kleinen Outbackstadt, oder besser gesagt: hatte den Charme einer kleinen Outbackstadt. Wir waren ja schon vor einigen Jahren in Birdsville. Damals konnten wir von dieser Seite her nicht in die Wüste, weil die kleinen Salzseen vor den Dünen voller Wasser waren. Die Stadt besteht aus einem bekannten Outbackpub, einer Bäckerei, einem kleinen Caravanpark, einer Tankstelle und einem visitor centre. Nun vor einigen Jahren war es so, und ist es heute noch, aber…Es gibt doch immer ein ABER! Das einzig Originale ist jetzt nur noch der Outbackpub, der jedoch von neuen Pächtern geführt wird, und wo nun junge Backpacker angestellt sind. Nichts dagegen, ganz im Gegenteil. Aber damit geht der urchige Charme ganz schön verloren. Der Visitor centre ist jetzt neu, sieht aus wie alle anderen im Lande. Der Caravan park wird ausgebaut und modernisiert, die Bäckerei steht an einer zentraleren Stelle und dient gleichzeitig als Souvenirladen. Hmmm was hat sich denn verändert? Es liegt wohl daran, dass die Stadt seit kurzem auch durch eine geteerte Strasse her von Osten angefahren werden kann. Bis vor einigen Jahren kam man nur auf ungeteerten Strassen hierhin, wie jetzt auch noch von Süden und von Norden her. Kapitalismus! Altmann schreibt in seinem Buch: Ob der Kapitalismus je schafft, ein paar Meter der Welt in Ruhe zu lassen? Ist kein Entkommen? Will er uns keinen Atemzug mehr genehmigen, ohne uns etwas einzubläuen?

Birdsviller Pub

 Outbackhumor:

Der Zugang zum Simpson ist durch Big red, das ist die erste und scheinbar höchste Düne, die man erklimmen muss. Ganze 40 Meter hoch und von einer unglaublichen Schönheit. Wir lassen hier die Bilder sprechen.

Nach dem wir uns von Big red trennen konnten, sind wir gemächlich über die QAA Line nach Osten geschlichen. Düne hoch, Düne runter, Düne hoch, Düne runter. Diese Fahrweise ist sehr meditativ und lässt Gedanken fliessen. Damit man oben auf der Düne nicht von einem entgegenkommenden Fahrzeug überrascht wird, muss man eine hohe Fahne ans Fahrzeug montieren. Im Birdsville gabs diese zu kaufen: eine Stange mit Fahne 40 Dollar. Kommt nicht in die Tüte meint Markus und bastelt selber eine: sogar die Polizei hat ein Photo davon gemacht! Apropos Polizei: Wir fahren wie gesagt gemächlich weiter mit einer Geschwindigkeit von etwa 20 Stundenkilometer, etwa 7 Auto kommen uns entgegen im ganzen Tag. Wir campen irgendwo unterwegs und geniessen das selbstgebackene Brot. Am nächsten Tag fahren wir Mitte Morgen wieder langsam los. Diesmal kommen uns etwas mehr Autos entgegen, diesmal sind es etwa 20 Autos. Gegen Mitte Nachmittag wieder zwei Autos, eines davon ist die Polizei (!). Wir halten an, der Polizist kommt, zitiert Markus und macht tatsächlich einen Alkoholtest bei ihm. Also man stelle sich das vor: Mitten im nowhere, wo ca 20 Autos pro Tag durchfahren wird hier in Australien ein Alkoholtest gemacht. Uebrigens war dies der 3. Alkoholtest, den Markus über sich ergehen lassen musste seit wir in Australien sind. Er hat jetzt schon sein eigenes Blasrohr dabei!

 making of:

 

 

wirklich? echt jetzt?

 
Innamincka - Coongie Lake

Wir sind im «Wüstenland» angekommen. Zunächst taucht auf unserem Weg die Wüste «Sturt stony desert» auf, wie der Name schon sagt, eine steinige Wüste mit karger Vegetation. Um zur Wüste zu gelangen durchqueren wir zunächst das Cooper Catchment, viele kleine Flussläufe, welche sich bei Regen füllen und zusammen in den Cooper Creek enden, welcher dann sogar eine Zeit lang nach gutem Regen fliesst. Aktuell gab es vor einigen Wochen Regen, weshalb der Cooper Creek zwar nicht mehr fliesst, seine bekannten «Waterholes» aber voller Wasser und Leben sind. An einigen dieser «Wasserlöcher» haben wir unser Lager aufgestellt und wunderbare Abende verbracht. Pelikane schwimmen im Wasser hin und her und füllen jeden Morgen ihren Schnabel gekonnt mit frischem Fisch. Tagsüber lassen sie sich vom Wind auf dem Wasser treiben und geniessen die warmen Sonnenstrahlen.

An einem der Wasserlöcher hat sich vor vielen Jahren (1860) eine Tragödie abgespielt. Noch nicht lange her, dass Australien von den Europäeer entdeckt wurde, die Engländer hatten sich zu dieser Zeit der Küste entlang breit gemacht, aber das Innere vom Land war noch unentdeckt. Einige mutige Männer machten sich daran Speditionen mit mehr oder weniger Erfolg durchzuführen. Eine dieser Expeditionen wurde von einem jungen Engländer namens Robert Burke geführt zusammen mit einem William Wills und John King. Die Expedition startete in Melbourne, im Süden von Australien und das Ziel war das mehr als 2000 km entfernte Gulf of Carpentaria, im Norden des Landes. Das Ziel war hochgesteckt, denn der Weg führte über grosse Wüsten, die Männer starteten während der heissesten Zeit, und sie waren mässig gut vorbereitet und sehr unerfahren. Es kam wie es in solch eine Situation kommen musste: Burke und Wills schafften es nicht ganz bis zum Golf zu gelangen, nur wenige Kilometer davor konnten sie keinen Weg durch den Schlamm und den Mangroven finden. Der Entscheid zurückzukehren trafen sie dermassen spät, dass ihr Essen ausging, sie hungerten und erkrankten. Kaum noch am Leben kamen sie nach 4 Monaten zurück an diese Stelle, wo ihre Kumpanen auf sie warten sollten mit Verpflegung. Diese hatten die Stelle jedoch ganze 9 Stunden (!) vorher verlassen, weil sie nicht mehr daran glaubten, dass die Männer noch lebten. Schlussendlich sind sowohl Burke wie auch Wills verstorben, und ihre Gräber kann man hier in der Umgebung finden. Einzig King hat überlebt. Er wurden von Aboriginies gefunden und aufgepäppelt. Was nicht in den Geschichtsbüchern steht: während dieser Zeit hat er eine schöne Zeit. 9 Monate später kam seine Tochter auf die Welt. Etwas was er jedoch nie erfahren hat, da er nach etwa 3 Monaten verstorben ist. Ein Nachkomen von King lebt heute noch in dieser kleinen Stadt mit dem Namen «Innamincka». Die Stadt besteht auf einer Tankstelle, einem Pub und einem Caravan Park.

100 km nördlich von Innamincka gibt es eine weitere kleine Oase der Wüste: verschiedene Seen, welche sich bei Regen füllen und dafür sorgen, dass die Flora und Fauna in der Wüste überleben. An einem der Seen «Coongie Lake» haben wir zwei Tage verbracht. Intensiver Sonnenaufgang, viele Vögel im See, vorallem verschiedeen Enten, Schwäne, Raubvögel, Reiher. Wunderbar.

 
aus "Kolumbien" von Altmann

Die Nichtleser werden nie verstehen,

dass eine Bibliothek wie eine Apotheke wirkt,

in der Medikamente für die Seele bereitstehen

            

 
Die gemeine australische Fliege

6 Füsse, 2 Flügel, 2 hervorragende Augen, nicht wirkliche Schnellstarter, einfach zu klatschen. Ihre Schwäche macht sie jedoch durch ihr anzahlmässiges Erscheinen wett. Einer allein kann sie einfach nicht alle killen, und lächeln hilft auch nicht! Also Ertragen ist die Devise. Kulinarisch: schmeckt im Abgang leicht nervös, verursacht Vibrationen in der Magengegend, wird durch genügend Trinken legalisiert. Niemand weiss woher und wann sie kommen, aber wenn sie da sind, haben sie nur ein Ziel: Mensch. Es gibt tausende Theorien über diese Outbackfliegen, aber niemand weiss welche stimmt und niemand kann voraussagen, ob Fliegen da sind oder nicht. Aufruf an alle Biologen: wie kann ich sie wieder loswerden ohne wahnsinnig zu werden? Für Anregungen sind wir offen!

 
Outback

Endlich wieder im Outback

Es ist immer dasselbe: da sind wir unterwegs an schönen neuen Orten um ja nicht immer nur das Gleiche zu sehen, und wir sind überzeugt das Richtige zu tun. Irgendwann entscheiden wir dann doch die Richtung Outback zu wählen: kaum sind wir dort, fragen wir uns jedes Mal, wieso wir solange gewartet haben. Erst hier fühlen wir uns wieder zuhause: die rote Erde, die vielen Tiere, die unendlichen Sonnenuntergänge, die Einsamkeit, der Sternenhimmel. Es wird unheimlich schwierig die Fotokamera aus der Hand zu lassen. Eigentlich sind es ja immer wieder dieselben Motive, aber sie imponieren immer einzigartig und speziell.

Kurz vor der Goldküste unterhalb Brisbane sind wir Richtung Westen gebogen, zunächst haben wir noch einige Tage im Regenwald der Border Ranges verbracht, danach sind wir dem Warrego Highway entlang gefahren: Chinchilla – Roma – Miles – Charleville um gestern in Quilpie zu landen. Dazwischen einige wunderbare Tage an veschiedenen Campgrounds verbracht.

Kurz vor Quilpie dann die ersten Anzeichen von Outback: rote Erde, keine Berge mehr, kaum mehr Bäume, aber unendlich viele gleich hohe Akazien. Känguruhs überall, die Vogelwelt verändert sich, endlich schreien wieder die Galah lauthals herum. In Quilpie auf dem Caravan Park gibt’s sogar eine Spa: aus dem artesischen Becken gelangt ca 50 °C heisses Wasser an die Oberfläche – wenn man den Schwefelgeruch des Wassers ignoriert, ist ein herrliches Gefühl.

 

Quilpie ist eine gemütliche kleine Stadt am Rande des Outbacks – etwas mehr als 500 Einwohner, ein Museum, eine Kirche, zwei Coffee shops, eine Bäckerei, zwei Läden, ein Caravan Park. Hier treffen sich Reisende, welche in den Outback möchten und solche, die vom Outback kommen und tauschen sich aus. Für die einen ist der Outback immer noch ein Ort ohne Seele und Leben. Für die anderes ist der Outback der Ort, wo ihre Seele die nötige Ruhe findet, um im Einklang mit der Natur zu leben. Eine gemeinsame Ebene für fruchtbare Gespräche ist hier kaum möglich. Zwischen Leuten mit ähnlicher Ansicht finden sehr anregende Gespräche statt.

 
Damper

Unterwegs in den Westen haben wir wieder viele Gelegenheiten ein Feuerchen zu machen. Wir sind einerseits froh über die Wärme, denn die Nächte werden immer kälter, und andererseits haben wir die Gelegenheit wieder feines Brot zu backen. Hier einige Exemplare:

vorher:

 nachher:

 Markus ist zuständig für die Ofenwärme! 

 
Nicht alles in Australien möchte Dich töten!!

 

 
Platypus und Freunde

 

Es ist immer wieder faszinierend, wenn man unterwegs ist und ganz unverhofft kleine Paradiese findet. Kaum haben wir die Grenze zu Queensland überquert – was natürlich keine richtige Grenze in dem Sinn ist, sondern nur Territoriumswechsel – sind wir auf eine weiteres kleines solches Paradies gestossen: Flanagan Reserve, ein kleiner Campingplatz mit Aussicht auf Mount Barney und Mount Maroon, voller Eukalyptusbäume und davor ein kleiner idyllischer Fluss. Rundherum wimmelt es nur so von Vögeln und dessen Gesang. Beim Versuch zu fischen – oder die Fische zu füttern – sieht Markus sogar ein Schnabeltier. Und ich verfolge es ganze 2 Stunden lang. Zum Glück war das geplante Brot schon geknetet, sonst hätte es an diesem Abend bestimmt kein Brot gegeben.

 

Die Schnabeltiere gibt’s überall in Queensland und New South Wales, aber die sind dermassen scheu, dass man sie kaum sieht. Tagsüber schlafen sie in im Nest einer langen Wohnröhre in der Uferböschung. Abends kommen sie aus ihrem Nest hervor und schwimmen am Ufer entlang und suchen mit ihrem Schnabel am Grund nach Schnecken, Würmer und Kleinkrebse. Das heisst, sie kommen immer wieder für eine kurze Zeit an die Wasseroberfläche und tauchen dann wieder ab um Nahrung zu suchen. Da sie meist in trübem Wasser «fischen» kann es eine Herausforderung sein, sie immer wieder nach dem Auftauchen zu finden. Ein gutes Photo zu machen ist auch eine Herausforderung.

Aber ausser dem Schnabeltier gabs unterwegs auch andere Freunde zum ablichten.

 Und überall musikalische Vögel:

 

Und am Abend kamen noch Possums vorbei:

 

Wir sind natürlich länger geblieben als geplant und haben unsere Seele wieder einmal baumeln lassen.

 

 
RIP

Freude und Schmerz können so nah beeinander liegen.

Wir trauern mit unserem Freund Sagi um den Tod seines Vaters.

 
Byron Bay and beyond oder die Goldküste knapp verpasst

In meinem Reiseführer (klar habe ich es nicht geschafft ganz ohne Reiseführer herumzureisen! Es ist halt schon interessant zu wissen, wo man sich gerade befindet!) steht über Byron Bay: «Das Zentrum der Alternativkultur (konnten wir überhaupt nicht nachvollziehen) – und Trendsetter des australischen Boho-Schicks (unbedingt: sehen und gesehen werden ist hier der Trend). Damit sein alternatives Flair erhalten bleibt, rühmt sich Byron Bay keine Verkehrsampeln, Parkuhren, Häuser mit mehr als drei Stockwerken und multinationale Fastfood-Ketten zu haben. Also Verkehrsampeln haben wir nicht gesehen – ist aber für solch ein kleines Städtchen hier nicht unüblich, keine Parkuhren? Ich glaube der Autor meint keinen Parkplatz ohne Parkuhr! Oder keine freien Parkplätze. Auf jeden Fall haben wir es nicht geschafft in der ganzen Stadt, und um den Leuchtturm herum, einen freien Parkplatz zu finden, geschweige denn einen Parkplatz ohne Parkuhr. Selbst um den Leuchtturm zu besuchen musste man 7 Dollar für den Eintritt und 4 Dollar für jede Parkstunde bezahlen. Nach dem wir auf dem Weg hierhin schon einige Leuchttürme angetroffen haben, sind wir kurzentschlossen ohne anzuhalten weitergefahren. Dies ist auch der Grund weshalb wir nicht sicher beantworten können, ob es in Byron Bay wirklich keine Fastfood-Ketten gibt.

 zuviele Verbote, nichts von Alternativkultur:

 dafür sind die Haie geschützt:

Das wirklich alternative Städtchen haben wir hingegen im Hinterland gefunden: Nimbin. Hier hat 1973 das Aquarius Festival stattgefunden – und seitdem leben hier Hippies, bzw Aussteiger, die nicht ganz einverstanden sind, wie es auf dieser Welt so läuft, und hier versuchen ihre Ideen zu verwirklichen. Ein friedliches Kaff mit Flair und alternativer Kultur.

Auf dem Weg ins Hinterland von Byron Bay sind wir auf ein weiteres kleines Paradies gestossen. The Channon village campground, eigentlich der Zugang zur Farm von Nan und Hugh Nicholson. Sie ist eine Biologin, er ein Photograph, zusammen haben sie schon einige Bücher veröffentlicht, allesamt über den Regenwald. Ihre Homepage: www. rainforestpublishing.com.au. Sehr interessant, falls jemand Lust hat sich über den Regenwald zu belesen. Auch hier – einige Kilometer von Nimbin entfernt findet sich etwas Alternativkultur. Mit den Jahren haben Nan und Hugh eingesehen, dass unsere Art und Weise zu leben nicht mit einer langen Existenz der Erde zu vereinbaren ist. Früher sind sie sehr viel gereist, um die Regenwälder dieser Erde zu explorieren, haben zwei erwachsene Kinder, davon eine Tochter, die in Melbourne lebt, und die sie gerne ab und zu mit dem Flugzeug besuchen. Nun leben sie auf ihrer Farm, haben viele Obstbäume und einen grossen Gemüsegarten, einige Hühner und wenige Kühe – und versuchen so der Umwelt möglichst wenig zu Schaden, das heisst keine Reisen mit dem Flugzeug, möglichst wenig Abfall generieren, den Regenwald von eingeschleppten Gräsern und Pflanzen schützen, selbstversorgend sein. Um doch überleben zu können bieten sie ihren Zugang zum campen an, und verdienen so etwas Geld.  Wenn jemand in der Gegend ist, der campground bietet eine herrliche Aussicht in die umgebenden Täler, es gibt Koalas in den Bäumen und scheinbar auch Schnabeltiere im Bach.

Die letzten Tage haben wir wieder an der Küste nördlich von Byron Bay verbracht – wunderbare Strände, Küste mit herrlicher Aussicht, Sonnenschein, Surfer – aber zunehmend wird es mühsamer vor lauter Feriensiedlungen Meereszugang zu finden. Und einige wenige Kilometer nördlich von hier beginnt die Goldküste um Brisbane herum.

Denn so schön siehts aus:

Also noch mehr sehen und gesehen werden. Gerne wären wir noch etwas von Strand zu Strand getümpelt und hätten unsere Füsse bei langen Strandspaziergängen im Ozean gebadet, aber die immer gleich aussehenden Siedlungen halten uns etwas davon ab. Deshalb haben wir den Entschluss gefasst über den Regenwald langsam in den von uns so geliebten Outback zurück zu kehren. Ok! Es ist uns nicht gleich beim ersten Versuch gelungen – bei herrlichem Sonnenschein sind wir einige Male an den Strand zurück – und  wir haben zuletzt unseren eigenen Ozean mit auf dem Weg ins Outback mitgenommen! Jetzt sollte es klappen!

 
Coffs coast

Weiter geht es der Küste entlang in den Norden immer noch auf der Suche nach Wärme. Die Tage hier sind ok, solange es nicht regnet, aber die Nächte sind ordentlich kühl mit Temperaturen im einstelligen Bereich. Die Küste nördlich von South West Rocks zeigt sich immer bewohnter und touristischer. Die Strände dafür um so länger und ohne den Reiz zu verlieren. Es tauchen nicht nur vereinzelte Surfer auf, sondern sie tauchen in Massen auf. Dabei scheint es zwei Kategorien von Surfern zu geben: die etwas in die Jahre gekommenen mit (wieder?) kurzen, meist graumelierten Haaren, langen Surfbretter auf der Suche nach dem einsamen Strand und den eigenen Wellen, und die Jungen, alle gleich aussehenden mit langen eher blonden Haaren, haarfreier Brust mit kurzen Surfbrettern, die alle zusammen auf der gleichen Welle reiten, am liebst dort, wo sich viele Zuschauer befinden. Vielleicht spricht hier ja auch nur etwas der Neid. Es sieht schon cool aus, wie die Jungs und Mädels (welches Alter auch immer) in den Wellen schaukeln. Zunehmend mehr sieht man auch gemütliche «Standup-Paddler», die elegant über dem Wasser schweben.

Nambucca Heads - Bellingen - Dorrigo NP - Nymbol-Binderay NP (Platypus Flat) - Coffs Harbour - Maclean - Yamba - Alstonville - Byron Bay - Nimbin - The Channon

 Strände - und mehr Strände - viele Sandkörner weit und breit ohne Menschen:

 noch mehr Strände:

 Begegnungen - mit vielen Einheimischen: 

In einem der NP sind wir auf den Campground mit dem schönen Namen "Platypus flat" gefahren - und dort herausgefunden, dass auch andere Leute Dinge aussuchen nur wegen dem Namen - natürlich auf der Suche nach Schnabeltierchen. Leider haben wir keine Schnabeltiere gefunden, dafür aber Jacklyn und Brad angetroffen, ein cooles junges Pärchen aus Wagga Waage auf dem Weg nach Byron Bay. Der Abend am Lagerfeuer war sehr lustig und unterhaltsam. Jacklyn war ein Jahr lang in Oesterreich - und ihr Oesterreicher-Slang war super! Auch sie liebt die Natur und die australischen Tierchen, im speziellen diese lustigen Schnabeltierchen, und sie möchte Künstlerin werden. Liebe Jacklyn glaube an Dich und leben Deinen Traum - es gibt schon viel zu viele Leute, die ihr Leben lang nur träumen.

 In Coffs Harbour durften wir die Gasteltern von Madleina besuchen, Sue und Frank oder Franco, wie er sich gerne nennt - seine Eltern sind in den 50er Jahre des letzten Jahrhunderts eingewandert und hier hängengeblieben. Sie haben ein wunderschönes Haus mit Aussicht auf Coffs Harbour und auf das Meer, einen wunderschönen Garten mit Avocadobäumen, Kakibäumen, Olivenbäumen, Kräutern, und neu auch einen kleinen Mangobaum, den sie von Madleina geschenkt bekommen haben - und hoffentlich bald wunderbar feine Mangos trägt! Wir wurden verköstig, herumgeführt und in vollem Masse verwöhnt mit einem warmen Bett und einer heissen, feinduftenden Dusche. 

Danke Sue und Franco, dass ihr uns so spontan und herzlich aufgenommen habt in Eurem wunderschönen Daheim, und dass ihr uns eingedeckt habt mit vielen feinen Sachen (Olivenöl, Avocado, Kaki).

Plötzlich campt eines Tages etwa 10 Meter neben uns ebenso ein Troopy mit einem ähnlichen Poptop. Der Besitzer Jur aus Holland hat eine Scheidung hinter sich - und nun einen Traum: zuerst einmal seine zwei Töchter an der Goldküste treffen - und dann in einigen Monaten mit seinem neuen Troopy über Asien heim fahren - wir sind also nicht die einzigen mit Träumen!

und auch Begegnungen mit einheimischen Tieren:

 

 
Nördlich von Newcastle

Nach dem das Wetter uns etwas im Stich lässt, und uns mit mehr Wasser von oben versorgt als wir eigentlich mögen, suchen wir unser Glück wieder etwas in Meeresnähe. Eigentlich normal, dass es jetzt nässer wird, schliesslich ist es hier Herbst, und die Menschen sind froh kommt der Regen. Es war ein sehr trockener und heisser Sommer hier im Südosten. Es war herrlich in den Wäldern, aber jetzt mit der Nässe und der zunehmenden Kälte bin ich doch eher für das weiterziehen.

Für den Abschluss im Wald haben wir uns ein Raclette gegönnt. Thomas hat uns mit der «Hardware» versorgt. So musste nur noch der Käse organisiert werden und schon war es ein Genuss. Danke Thomas! Es hat wunderbar geklappt und wir haben uns wie zuhause gefühlt!

Raquel hat uns an das Meer gelotst. Ein herrlicher Platz in einem National Park. Es ist hier fast unmöglich «frei» zu Campen. Zu erschlossen ist die Gegend für Touristen. Aber wir haben ein einsames Plätzchen am äussersten Zipfel oberhalb von Newcastle gefunden im Myall Lakes NP. Es hat nicht mehr als zwei bis drei Camper, was auf die länge des Sandstrandes nichts bedeutet. Hm der Ozean ist etwas kühler aber ein kleiner «Plantscher» ist es wert.

 

 

Zurück auf dem Platz geht es weiter mit der tierischen Natur. Es hat hier sehr viele verschiedene Vogelarten. Von Bush-Hühnern über Kookaburras, zu den ganz kleinen Arten. Auch Adler segeln etwas weiter oben am Himmel. Schaut man zurück auf den Boden, schleicht sich ein Waran vorbei. Ich muss hier nicht ausführlich beschreiben was das für ein «Stress» zum fotografieren war.

 

Ein sogenannter Goana, ein grosser Waran -auf der Suche nach seiner Wohnung:

und flupp! Gefunden!

Das ist bei Weitem besser als jedes TV-Programm!

 
Sydney

Markus für die Stadt zu begeistern war nicht gerade einfach! Da musste ich mir was einfallen lassen. Zunächst Sydney ist doch eine etwas grössere Stadt mit 5 Millionen Einwohner und vielen Wasserwegen mit Buchten und Flussmündungen, mit vielen Vororten und Möglichkeiten sich zu verfahren. Unterwegs mit einem Toyota Landcruiser braucht man dann auch grössere Parkbuchten und falsches Einspuren wird einem nicht verziehen. Ich kann also schon nachvollziehen, dass es mit solch einem Gefährten weniger Spass macht die Opera zu erkunden. Wir haben uns somit entschlossen mit dem Zug und mit der Fähre nach Sydney City zu fahren. Kurz vor den Blue Montanis haben wir in Windsor den Zug geschnappt, sind dann in Parramatta auf den Rivercat umgestiegen – wäre eigentlich nicht nötig gewesen, da der Zug direkt nach Sydney fährt – aber die Sicht der Opera und der Harbour Bridge aus der Bucht heraus ist natürlich cooler! Direkt am Circular Quay sind wir dann ausgestiegen und konnten so in Ruhe die Opera geniessen. Schliesslich ist dies aktuell unsere achte Reise nach Australien – und unser erstes Mal vor der Opera!

Haben die Opera von rechts, von links und von vorne gesehen. Die feine Glace, welche wir mit Sicht auf die Opera von links hatten, war nicht zu unterschätzen!

Da wir am Morgen früh aufgebrochen sind, hat es zunächst nur für einen Kaffee gereicht, im Zug gabs auch nichts und auf die Fähre mussten wir rennen, sodass es also unterwegs nichts zum Habbern gab. Am Circular Quay angekommen haben wir uns auf ein Frühstück gefreut. Naja! Wer von Euch schon am in Venedig war und am Markusplatz die Lust verspürt hat einen feinen italienischen Café zu trinken, weiss was ich meine. Die Preise sind astronomisch – vor allem für arme Reisende, die auf ihr Budget achten müssen. Aber! Gleich um die Ecke – hinter dem Circular Quay haben wir einen megasüssen, nostalgischen- 2 x 2 Meter grossen Verkaufsstand gefunden mit frischen Pies (und sogar kleinen Empanadas!) und super feinen Cappuccino zu normalen Preisen. Geschnappt und damit zum Botanischen Garten um die nächste Ecke gelaufen und sitzend auf dem Rasen geschlabbert. Mussten die Pies nur vor den herumfliegenden Vögeln retten. Es ist immer wieder schön wie man in der Grosstadthektik kleine Oasen finden kann.
 
Blue Mountains

Der National Park «Blue Mountains» hat sich fast aufgedrängt um uns etwas wieder zu sammeln. Ich war immer der Meinung um Sydney hat es nichts an Natur was mich begeistern könnte. Ja ja, man lernt nie aus. Ich bin von den Blue Mountains überzogen. Es handelt sich hier um viele, viele Schluchten und Bäche die sich um die Hügel, ja fast schon Berge herumschlängeln. Geht man dem Massentourismus aus dem Weg, so findet man in den dichten Wäldern sehr schöne Wanderwege mit den dazugehörenden Camping Spot’s. Meistens liegen die Plätze an einem herrlichen Fluss, (sogar Baden möglich), oder halt eben mitten im Wald. Ansprüche sollten nicht zu hoch sein, aber der Vorteil daran ist: Meistens trifft man hier keine Touristen an, nur «Australier». Wenn sie merken, dass wir auch nur Ausländer sind, habe ich den Eindruck, dass sie meistens sehr erstaunt sind. Nach dem Motto: wie habt ihr das denn gefunden? 😊 .

Aber wir sind eigentlich meistens für uns. Geniessen die Vögel, die Wanderungen oder einfach die Natur pur. Hier wird man fast zu einem «Waldmenschen».

Eine diamond phyton:

 

Na ja, ohne die Highlights geht es auch bei uns nicht immer. So haben wir natürlich auch die «drei Sister’s» besucht am «Echo Point». Hmm sieht ja schon schön aus. Das aber denken auch die tausend anderen Anwesenden.

Ich habe die Wanderungen jedenfalls genossen. Many Many Steps down, ahead, many many Steps Up.

Nach den Blue Mountains war der Plan zurück Richtung Sydney. Aber irgendwie war der Drang nach der Stadt nicht vorhanden. So tingelten wir durch diverse andere Wälder und haben jeden Camping Spot genossen. Ausschlafen, einen morgendlichen Spaziergang oder eben eine grössere Wanderung. Danach einen kleinen Apéro und am Abend bei meistens einem kleinen Feuerchen was Feines zum Abendessen.

Doch dann wurde es uns zu wohl und Sydney stand wieder im Vordergrund. Dass jedoch ist ein anderer Beitrag.
 
Nachruf

Eine lange Weggefährtin hat sich von uns verabschiedet. Manchmal ist die Zeit reif für neue Dinge. Zum Glück war es ein kurzer und schneller Abschied.

Die Weggefährtin hat uns so aus manchem «Schlamassel» hier in Australien befreit. Sie wollte niemals ein Dankeschön oder sonst eine Aufmerksamkeit von uns. Still und ruhig hat sie unser Turtelchen aus Schlamm, Sand und anderen Stillständen befreit. War zu jederzeit bereit ihre Dienste anzubieten.

Auch Raquel und mir hat sie treue Dienste erwiesen. Hat sich eine «Notdurft» angemeldet, war sie zur Stelle und hat die passende Stelle vorbereitet.

Doch nun, ich muss es zugeben, eine Unachtsamkeit von mir, und es war passiert. Beim retourfahren hat sie sich im toten Winkel befunden. Auch hier, kein Laut, kein Schrei. Ich überfuhr leider unsere treue Seele.

Ich wünsche unserer Schaufel ein neues, recycletes Leben.

Danke an unsere Schaufel. 😊
 
Raquel und Indien

Was hat Indien in mir ausgelöst?

Nun sind die zwei Wochen Indien rum. Gespannt war ich auf das Land. Würde es mir gefallen? Klar auf die Hochzeit habe ich mich unheimlich gefreut, denn eine indische Hochzeit ist schon was Einmaliges, aber der Rest?

Auch jetzt, wo die zwei Wochen doch rum sind, ist es für mich unheimlich schwierig zu sagen, wie es war. Es war einfach anders. Meine Gefühle haben dort alle paar Minuten geschwankt zwischen «wow ist das cool» und « Oh mein Gott, holt mich hier raus!».  Das was da erste Mal in meinem Leben, wo ich nach einer Woche Ferien durchaus bereit war die Ferien zu verkürzen und den Flug vorzuverschieben. Wer mich kennt, weiss, dass dies speziell sein muss.

Schon die ersten paar Stunden in Delhi im Strassenverkehr Richtung Osten haben meine Gefühle überwältigt. Werde ich diese Fahrt überleben? Wenn ja, ist dies ein Wunder. Wie können so viele Leute mit verschiedenen fahrbaren Untersätzen gleichzeitig sich durch ein Nadelöhr zwängen, ohne dass die Hälfte stirbt? Wieviel Leben hat ein Inder? Was ist das Leben wert? Was ist mein Leben wert? Ich glaube ja nicht wirklich an die Wiedergeburt. Wenn ich jetzt hier sterbe, dann interessiert das hier niemanden, alle würden einfach weiter daran vorbeifahren, als wäre nichts gewesen. verschwunden im Strassendreck.

Was ist ein Leben wert?

Und dann diese Hochzeit, so viele Leute, soviel Fröhlichkeit, so viele Farben, soviel Prunk. Was bedeutet die Hochzeit im Leben eines Inders? Alles? Tradition? Schein? Sein? Ist man erst in der Ehe wer? Aber wer möchte man sein? Wer bin ich? Was bin ich? Wohin möchte ich? Wer möchte mich manipulieren? Diese Ehe ganz klar arrangiert. Ganz allgemein fühle ich mich in diesem Land ganz schön manipuliert. Wenn ich nach links möchte, geht’s nach rechts. Wenn ich Wasser kaufen möchte, wird mir Saft eingeschenkt, wenn ich die Türe schliessen möchte, lässt sie sich nicht schliessen. Wenn ich sie öffnen möchte, lässt sie sich nicht öffnen. Wenn ich glaube etwas verstanden zu haben, dann wird die Frage anders gestellt.

Dankbarkeit, immer wieder Dankbarkeit. Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich in Indien geboren worden wäre? Als Frau in Indien geboren. Was dies wirklich bedeutet kann ich nach dieser kurzen Zeit nicht sagen, aber trotzdem verspüre ich immer wieder diese Dankbarkeit in Europa geboren zu sein.

Friedlich irgendwo sich hinsetzten und geniessen was abgeht, ist in Indien nicht möglich. Oder wenigstens als Europäer nicht möglich. Ständig möchte jemand einem was verkaufen oder Geld für irgendwas haben. Ein Lächeln für 100 Rp. Und die Strassenkinder, so traurig das ist, sind ganz schön mühsam. Im 21. Jahrhundert in Indiens Strassen nehmen diese Kinder keine eingerissenen Noten mehr und 10 Rp auch nicht. Es muss dann schon eine schöne neue Note sein, und bitte eine 100 Rp-Note. Es ist alles sehr günstig in Indien: 1 Liter Mineral für 30 Rappen, 1 Tee für 10 Rappen, Ein Mittagessen zu zweit für weniger als 10 .- sFr. Und doch 2 Franken für den Hotel Boy, 2.- für den TucTuc-Fahrer, 2.- für den Kellner, 2.- für für für….jeder möchte was abbekommen, und als Europäer in Indien ist man ganz klar reich. Anstrengend.

Danke Indien, dass Du mich aufgewühlt hast!

 
Kusy und Indien

Es ist nicht ganz einfach meine Erfahrung hier in Worte zu fassen. Ich denke jeder, der einmal in Indien war, kann mich ein wenig verstehen. Aber ich versuche es einmal. Los geht’s:

Ich erkunde gerne Länder, ob in Europa oder etwas weiter weg. Nur kann ich mit den «normalen» bekannten Plätzen nicht so viel anfangen. Zum Beispiel: Alle sagen immer, wenn du in Paris bist, musst du den Eifelturm sehen. Ich sage da nur «ESMI» (einen Scheiss muss ich). Wenn es sich ergibt ist es O.K, aber ich bin mehr interessiert an den «alltäglichen» Orten und Menschen der Länder.

Das mit den Menschen muss auch nicht gerade übertrieben werden. Gerne beobachte ich das Leben aus der «zweiten» Reihe, und das ganz in Ruhe. Also, was macht denn der Kusy bloss in Indien?

Die Neugier ist eben schon ein Antrieb.

Herausforderung Nr. 1: Englisch ist nicht so verbreitet wie ich es vermutet habe

Herausforderung Nr.2:  Es gibt sehr viele Menschen in Indien.

Herausforderung Nr 3:  Es werden Dir nur immer die «Sehenswürdigkeiten» gezeigt.

Kurz und gut. Du kannst dagegen angehen, nur versteht das kein Inder. Mein Kollege Sagi meint dazu:

Lass es sein und treibe mit dem «Strom». Hei, das funktioniert, aber dafür bekomme ich eben nicht immer das gezeigt, was ich gerne sehen möchte.

Meine Einstellung habe ich vor der Anreise in Indien versucht zu «optimieren». Egal was kommt, es ist wie es ist. Natürlich hat da auch Raquel für mein «Durchhalten» geholfen. Hat mich immer wieder motiviert. 😊

So, nun zu den Eindrücken: Indien versucht sich immer etwas «Bollywood»-mässig zu präsentieren. Auf den Inseraten ist alles voller Farben und schön. Die Farben haben für den Inder keine Bedeutung. Es ist einfach zum zeigen wie fröhlich das Leben ist. Für mich lebt der Teil von Indien in der Vergangenheit. Alle diese Traditionen, die ich an der Hochzeit von Sagi erleben durften, waren herrlich bunt und wunderschön. Alle Orte, die mir gezeigt wurden waren in der Vergangenheit perfekte Orte. Ich wurde in die Vergangenheit Indien’s eingeführt. Doch sobald wir wieder mit unseren «Driver» unterwegs waren, kam der Schock, und für mich auch die Trauer über das jetzige Indien. Wie die Menschen untereinander umgehen, wie die Umwelt leidet. Ein «Leben» zählt im Vergleich zu meinem Verständnis hier nichts. Es liegt hier einfach daran, dass ich nach der kurzen Zeit, das Land Indien immer noch nicht verstehe. Eigentlich habe ich keine grosse Mühe «fremde» Länder zu verstehen wie sie funktionieren. Indien ist hier für mich die grosse Ausnahme.

Indien ist ein überwältigendes Land an Kontrasten und Eindrücken. Ich würde Indien jedem einmal als Reiseziel ans Herz legen. Nicht die bunten Orte, sondern eben Indien wie es lebt und ist.

Wenn mich jemand jetzt fragt, ob ich wieder gehen würde? Hm Indien ist für mich noch nicht beendet. Zu viele offene Eindrücke, die noch verarbeitet werden müssen.

Das reale Indien zu bereisen ist für Raquel und mich, so wie wir gerne reisen, fast nicht zu machen. Ohne einen «Kollegen» oder Insider, kommt man nicht an das Indien heran.

Zusammengefasst: Indien ist nicht einfach zu beschreiben, (Ihr habt es gemerkt). Wenn Ihr jetzt neugierig geworden seid, finde ich das ganz gut. Schaut Euch doch einfach bei Gelegenheit Indien selber an.  😊
 
Erich Fried

Was es ist

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
 
Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe
 
Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe
 
 

First page Previous page 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 ... Next page Last page

About Me
E-Mail: renriquez@solnet.ch oder kusy@solnet.ch

 

Slideshow
 
Album:
 BLOG
Image title:
 

 

Synology DiskStation DS107+